Ch. Ypsilotte aus der Alten Noris

18.2.1993 - 1.8.2006

 
Lotti an ihrem 13. Geburtstag 2006

HD A, audiometrisch getestet 2003
frei von erbl. Augenkrankheiten März 2003

CH. Ypsilotte aus der Alten Noris

Ch. Sweet Expression’s Picturepoint

Multi-Ch. Sparkle Square’s China Blue

Shaggy Bear’s Kiss Me Quick

Dt.VDH.Ung.Ch. Kleopatra aus der Alten Noris

Enchant Bit O’Bother

Int.Öst.Dt.VDH.Ch. Blue Granada vom Karthäuser Hain

Der Bruzzel

1992 war ein weiteres magisches Jahr in meinem Leben. Mein Mann wollte eine Andere heiraten, er war mittlerweile Vater geworden und nun der Meinung, daß er sich von mir scheiden lassen müßte. Spontan beschloß ich im gleichen Moment, meinen Job als Geschiedene im gemeinsamen Büro nicht weiter fortzuführen, Berlin zu verlassen, um in unserem norddeutschen Domizil mit Bruno und Charlie ein neues Leben zu beginnen. Nach 10 Jahren intensivster Bobtailerei hatte ich jetzt die zweite Chance, über eine Zuchthündin nachzudenken. Zwischenzeitlich war die Züchterin Eleonore Lemke “Dodo Love’s” zu einer guten Freundin geworden, aber leider hatte sie ihre Zucht aufgegeben. Wie gerne hätte ich einen echten “Bornberger” gehabt für meinen Zuchtanfang. Bruzzel (Dodo Love’s Bright’n Breezy), mein Lieblingsrüde von Elli, hatte erfreulicherweise eine schöne Tochter bei der Züchterin Vera Mayer “Aus der Alten Noris”.

Ich kannte Vera schon einige Jahre durch die Ausstellungs-Szene, ihre Hunde waren mir vom Typ her immer positiv aufgefallen und so habe ich Verbindung aufgenommen und angefangen zu recherieren. Vera offenbarte sich mir damals als eine offene und ehrliche Züchterin, die nicht nur über ihre Höhen zu berichten hatte. Ihre Zucht war ausgerichtet an erster Stelle auf Gesundheit, Fruchtbarkeit, Anatomie, Wesen und dann erst Schönheit. Das imponierte mir sehr, wollte ich so ein Schicksal wie mit meinem Charlie bloß nie wieder erleben! Und Bruzzel’s Tochter July sollte gedeckte werden von Hastings (Familytree Footsteps), einem USA-Import von Heike Bilsheim, den ich auch sehr mochte. Hastings hatte ein phantastisches Gangwerk, was zu dieser Zeit hier in Deutschland kaum zu sehen war. Der Wurf sollte im Februar 1993 fallen, kurz vor meinem Abschied von Berlin...

Ch. Only You aus der Alten Noris

Ch. Kleopatra aus der Alten Noris

Da rief mich Vera an - July hatte verworfen, Fehlgeburt. Wieder mal brach für mich die Bobtail-Welt zusammen, aber Vera hatte noch einen Hoffnungsschimmer anzubieten und der hieß: Lotte! “Kleopatra aus der Alten Noris” hatte zu diesem Zeitpunkt einen Wurf von 8 gesunden Welpen, allerdings mit einem mir damals völlig unbekannten Vater:

“Ch. Sweet Expressions Picturepoint”. Kleo war mir ein Begriff, hatte ich sie oft auf Ausstellungen getroffen, sie war in Charlie’s Alter und der Zwinger “Sweet Expressions” war mir bekannt aus Holland, auch über die Vigilat’s.

Ch. Sweet Expression's Picturepoint

Ypsilotte gut 3 Wochen alt

Gesagt - getan: 2 Tage später war ich mit Monika bei Vera und ich habe nicht nur Lotte sofort in mein Herz geschlossen!
Auch die Züchterin hatte meine Begeisterung auf ihrer Seite! Ihre Einstellung, die Zuchthunde und natürlich die Welpen - ich war begeistert!

Ich habe Vera für meine endgültige Entscheidung um eine gute Woche Bedenkzeit gebeten. Sofort nach meinem Umzug habe ich mich in Freiburg auf meine Kisten gesetzt und einen Stammbaum von Lotte in 7 Generationen angefangen aufzuzeichnen. Ich wollte jeden ihrer Vorfahren “kennen”-, “riechen”- und “schmecken”lernen. Ich bedanke mich heute im Nachhinein noch für all die Geduld und Hilfe, die mir dabei von vielen Freunden und Züchtern zuteil wurde. Nur eine kleine Lücke blieb lange offen in der letzten Generation. Dank meiner Bitte um Mithilfe hier an dieser Stelle, habe ich die Lücke nach 10 Jahren schließen können, meinen großen Dank dafür an Eleonore Singer und Udo Herkenroth

Ypsilotte gut 5 Wochen alt

Lotti frisch importiert

Ohne ihren Vater persönlich gekannt zu haben, entschloß ich mich, meine Zucht mit Lotte beginnen zu wollen. Bestärkt durch den Zuchtwart dieses Wurfes Joachim Pilz habe ich mein Lottchen mit 8 Wochen glücklich in Empfang genommen - meine erste Hündin! Lotte war von Anfang an ein kräftiges, stabiles und robustes Mädchen mit einem typisch sturen Bobtailwesen, aber niemals agressiv und immer nachgiebig. Bestechend war ihr breiter, starker Kopf und Ausdruck! Bruno liebte Lotte vom ersten Tag an, Charlie mochte sie erst etwas größer, auf Welpen war er nur eifersüchtig, er hat Lotte als Welpe mal ziemlich böse zerpflückt.

Es kamen unsere ersten Shows, Lotte war schon in der Jüngstenklasse sehr erfolgreich. Sie gewann unter den Richtern C. Ritter, J. Collis, R. Wilkinson u.a. das VV1 und der Höhepunkt war das Holländische Clubmatch - Lotti machte mit 9 Monaten unter Jilly Bennet Best Puppy! Man, war ich stolz ! Ihr Erfolg setzte sich in der Jugendklasse fort und sie war mit 14 Monaten Deutscher Jugendchampion, mit 15 Monaten zum erstenmal Rassebeste und Europa-Jugendsieger 1994. Mit nur 10 Ausstellungen zwischen ihren Würfen wurde sie 4mal Rassebeste, Deutscher Champion und VDH-Champion.

Lotte Best Puppy NL Clubmatch

Lotte als Zuchthündin

Lotti ist nie ernsthaft krank gewesen, nur mußte sie leider im fortgeschrittenen Alter vier schlechte Backenzähne loswerden. Sie hatte eine A-Hüfte, war auch noch im Alter von 10 Jahren frei von erblichen Augenkrankheiten. Sie hat völlig unkompliziert 4 Würfe von 4 verschiedenen Rüden zur Welt gebracht, aber sie hatte leider immer Totgeburten dabei, die völlig korrekt entwickelt waren, was auf eine vorzeitige Placenta-Ablösung vermuten läßt -  eigentlich sehr ungewöhnlich für eine Hündin aus dem Noris-Stall!

Sie ist leider nach ihren letzten beide Deckakten von “Not for Sale aus dem Elbe-Urstromtal” leer geblieben. Gerne hätte ich damals eine Hündin von ihr behalten, aber mit meinem heutigen Wissen bin ich der Meinung, daß es die Natur so gewollt hat, ich hätte mit Sicherheit eine Weiterzucht mit Herzproblemen und Taubheitsfaktor riskiert, denn Lotte hatte im E-Wurf einen tauben Welpen geboren und war somit als genetischer Träger von Taubheit geoutet. Einige ihrer Kinder haben auch einen hohen Weißfaktor und blaue Augen, was sicherlich alles auf ihren Großvater “China Blue” zurückzuführen ist. China war ein toller Hund, aber ihn in der Ahnentafel seiner Zuchthündin zu haben bedeutet auch, daß die Auswahl der zur Verfügung stehenden Deckrüden ziemlich begrenzt ist.

Lotte mal mit typischem Schmutzbart *g*

Lotte 14 Monate in Dänemark

Lotti hat schöne Nachkommen gebracht, die auch u.a. Champion wurden. Ich habe nie das Glück gehabt wie andere Züchter, ausstellungsverrückte Bobtaileltern für meine Welpen zu finden. Auch habe ich mich bis heute geweigert, irgendwelche Knebelverträge für meine zukünftigen Welpenbesitzer zu entwerfen, nur damit meine gezüchteten Hunde ausgestellt werden. Und wenn ich ehrlich bin, bin ich eigentlich gar nicht sonderlich daran interessiert, meine Hunde an Züchter und Aussteller abzugeben. Es ist mit viel zu viel Emotionen verbunden, wenn an dem Hund dann irgendwas nicht “so” wird, wie es sich der Aussteller gewünscht hat. Ich hätte ein ewiges Schuldgefühl und immer die Sorge, ob es meinem Hund nun auch weiterhin wirklich gut geht. Der Gedanke, daß der Hund dann vielleicht abgestoßen wird, wäre mir unerträglich und vielleicht bekomme ich dann auch noch ewig Vorwürfe zu hören, wie es mehrfach so manch anderem Züchter bereits schon ungerechtfertigterweise wiederfahren ist. Am schönsten ist es, wenn ein Welpenbesitzer von sich aus auf einmal der Meinung ist, er müsse seinen tollen Hund doch auch mal ausstellen, dadurch mit dem Ausstellungsvirus infiziert wird und dabei viel Spaß und Freude mit seinem vielleicht erfolgreichen Hund hat.

Bei all meiner Offenheit fände ich es angebracht, an dieser Stelle auch über die Probleme zu berichten, die Lotte’s Familienmitglieder oder der eine oder andere Welpe von Lotte im Laufe seines Lebens gehabt hat, denn - wer behauptet, in seiner Zucht wäre immer alles o.k. - der lügt! Aber leider wäre ich dann wohl die einzige Züchterin der Welt, die das öffentlich tun würde.
Nur soviel sollte erstmal gesagt sein: Lotti hatte im E-Wurf leider eine taube Hündin dabei, im G-Wurf eine Hündin mit Gaumenspalte und eine Hündin mit einer bereits tötlich verlaufenen Aorten-Stenose (angeborener Herzfehler) zur Welt gebracht, die Hündin war gerade mal 18 Monate alt...

Lotti (rechts) mit Tochter Momo 1996

Charlie 6 Jahre und Lotti 5 Monate alt

Zwischenzeitlich mußte dem Lottchen August 2004 in einer zweiten Operation die gesamte Gesäugeleiste entfernt werden, sie hatte sich aber ganz prima davon erholt. Ihr Herz war im Alter auch nicht mehr ganz so frisch, aber mit den entsprechenden Medikamenten (Vetmedin) ging es ihrem Herzen bis zu ihrem Tod recht gut.

Im Sommer 2005 plagte die alte Lotte ein schlimmes Bandscheiben-Leiden. Aber wir haben sie mit Spritzen wieder gut in die schmerzfreie Bewegung bekommen - großer Dank an meinen Tierarzt!

Das war Lotte an ihrem 13. Geburtstag!

Ich habe mich so sehr gefreut, daß sie in ihrem Zuhause noch die Geburt ihrer Ur-Enkel von Kisses miterleben konnte...
4 Generationen unter einem Dach

Ein wundervoller Grund, als Züchter sehr, sehr stolz zu sein!

Lotte am 18.2.2006 - 13 Jahre alt!

Ende Juni 2006 wollte sie plötzlich kaum noch was essen. Da sie mit Naddel zusammen nochmal eine richtige Hitze durchlebt hatte, dachte ich zuerst an hormonelle Gründe, schließlich nahte ja zyklusmäßig die Niederkunft. Aber leider habe ich mich geirrt...
Viel zu spät wurde ein ausblutendes Milzsarkom diagnostiziert, was schon Metastasen in Leber und Lunge gestreut hatte. Sie magerte in 4 Wochen über 6 kg ab, der Bauch wurde immer dicker aufgrund von Tumorwachstum und Wassereinlagerungen. Am 1.8.2006 habe ich meine Lotte erlösen lassen, um ihr einen qualvollen Hungertod zu ersparen. Das Frauchen ihres Sohnes Dorian hat Lotte die letzten Tage ganz lieb mit Fernreiki unterstützt
*danke Barbara* und sie bekam die Gorse von Bachblüten.

Mein geliebtes Lottchen, Du warst meine erste Zuchthündin und Du hast mir so viel gegeben! Du warst bis zum letzten Atemzug im Rudel die graue Eminenz, für jeden unantastbar habe ich meine Hände über Dich wachen lassen und jedes Rudelmitglied hat Dich respektiert und bis zu Deinem letzten Tag im Sozialverband gepflegt.

Du hattest als letzter Hund in meinem Haus das Privileg des strategisch günstigsten Platzes und diesen Platz werde ich ab sofort weiterhin für Dich freihalten - kein anderer Hund wird jemals diesen Platz besetzen dürfen...

Lotti, ich liebe Dich!
Mach’s gut, mein altes Mädchen.

Oma Lotti, einen Tag vor ihrem Tod...
Wer weiß denn, ob das Leben nicht ein Sterben ist - das Sterben aber Leben!